about
Heidi Sill, Bildende Künstlerin, ehem. Sprecherin bbk berlin und Mitglied im Rat für die Künste Berlin
Auch bei Annett´s Arbeiten im öffentlichen Raum spielt der unmittelbare Kontakt zu Menschen und
insbesondere zu Kindern und Jugendlichen eine besondere Rolle. Sie integriert die Impulse und die
natürliche Hemmungslosigkeit der Kinder und lässt so gemeinschaftlich gestaltete Arbeiten entstehen.
Mit ihren Projekten „Der Baukasten der Natur“, bzw. als Max-Artist in Residence Stipendiatin in Neuruppin
leistet sie wichtige kulturelle Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche. Überzeugend vermittelt sie
die Wahrnehmung des vermeintlich Unbedeutenden und die Wertschätzung für die Natur.
in der Rede zur Ausstellungseröffnung von „Vergnügt im Büro“, Annett Glöckner und Gunhild Kreuzer, 8. März 2024 bis 16. Mai 2024,
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Reihe Ausstellungen der Arbeitspaket-Stipendiat*innen
Cornelia Lambriev-Soost, Kuratorin, Galeristin der Galerie am Bollwerk
Gern verbindet Annett Glöckner Bilder, Text, Körper und Stimme miteinander, Vielseitigkeit ist
ihr Programm . . . An vielen Orten hat sie solo oder partizipativ Kunstwerke geschaffen – Texte auf
Giebelwänden, Fliesenwände freistehend im Park, Performanes an großen Steinen im Wald. Für „Landkultur“
befragte sie Einwohner nach ihren Lieblingsplätzen und hat dabei eigene neu gefunden.
in einer Reihe von kurzen Portraits 19 regionaler Künstler, im Ausmalbuch „Landkultur – Kunst am Anger für die Ortsteile von
Neuruppin“, Träger: Fontanestadt Neuruppin, veröffentlicht Oktober 2022
Christamaria Ruch, Journalistin, MAZ Prignitz
„Mutter Natur spricht mit uns“, sagt sie. Wer genau auf die Fliesen schaut, entdeckt das kleine Ulmen-Megafon,
aus dem „Hallo“ schallt. Mit wenigen Worten meißelt sie Gedichte aufs Papier, umrahmt von Bäumen, durch
die der Wind zum Greifen nah pustet.
aus dem Artikel „Heike Kropius und Annett Glöckner werfen Fischernetze aus“, Märkische Allgemeine Zeitung, 17.7.2022,
zur gemeinsamen Ausstellung in der Kunststation Papenbruch
Bernd Atzenroth, Journalist, MAZ Prignitz
Sie trägt vor, spricht und gleitet fast nahtlos ins Singen über. Der Vortrag korrespondiert dabei mit
dem, was an den umgebenden Wänden zu sehen ist. Annett Glöckner verwandelte am Freitag ihre derzeit
in den Räumen der Kunstfreunde Pritzwalk laufende Ausstellung in ein sehr lebendiges Gesamtkunstwerk.
aus dem Artikel „Grenzgängerin zwischen den Ausdrucksformen“, Märkische Allgemeine Zeitung, 14.9.2020, zur Solo-Schau „Lächeln unterwegs“
Julia Redepennig, Journalistin, MAZ Ostprignitz-Ruppin
. . . Die 54-jährige Prignitzerin liebt zudem die Natur – sie ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit
und eine große Inspiration für ihre Projekte . . . Anregungen sammelt sie auf Spaziergängen oder Fahrten
durch die Natur. „Ich arbeite im Atelier und unterwegs, auf dem täglichen Spazierweg oder beim Autofahren“,
erklärt sie. So entstehen Fotos, werden aus Fundstücken Kunstwerke oder entstehen Texte und Gedichte.
Auch eigene Lieder komponiert Annett Glöckner . . . Aktuell beschäftigt sie sich mit dem Thema Stille . . .
aus einem Portrait in der Märkischen Allgemeinen Zeitung, 5.2.2019
Regine Buddeke, Journalistin, MAZ Ostprignitz-Ruppin
Bei Harry Potter war es ganz einfach: man hat die Erinnerung einfach mit dem Zauberstab direkt aus der Schläfe
gesaugt und in einen Flakon gefüllt. Gut verkorkt hielt die sich da Jahrhunderte. Dass es auch anders geht,
bewies die Aktionskünstlerin Annett Glöckner am Sonnabend im Neuruppiner WK III. Sie befragte die Passanten
einfach nach ihren Erinnerungen und schrieb sie auf. Beziehungsweise ließ aufschreiben. Bereit standen Tusche
und Tinte, Federkiele und Schreibfedern, Kalligrafie-Pinsel oder Fasermaler.
„Wir sprechen alle Leute an die vorbeikommen“, erklärt Glöckner. Manche wollen erst nichts sagen, sprudeln dann
aber förmlich vor Erinnerungen. Etwa über das Modderparadies für Kinder, das das WK III zu DDR-Zeiten einmal war.
Am Ende des Tages hängen Wäscheleinen voller Erinnerungen und flattern fröhlich im Wind.
aus dem Artikel „Kunstaktion mit Annett Glöckner“, Märkische Allgemeine Zeitung, 24.9.2017
Bauer + Möhring, Ankündigung Performance
Die Meisterschülerin der Hochschule der Künste zog 1995 in die Prignitz. In ihrer Performance schildert
Annett Glöckner ihr Leben als Künstlerin auf dem Lande. Sie erzählt von einsamen, witzigen, haarsträubenden
und spirituellen Erfahrungen inmitten Mutter Natur, von Selbstermutigung und dem Anstiften von Schabernack
unter den Landbewohnern.
Apostel-Paulus-Kirche Berlin, Performance „Mein roter Faden“, mit Rajko Schlee – Flamenco- und E-Gitarre, September 2014
Jost Löber, Bildender Künstler
Die (Objekte) sind Streetart auf dem Lande für mich. Da sind Äcker, Felder, Bäume und auch ein rostiges Teil.
Die Teile erzählen von ihrer Herkunft – da ist ein Ofen, da ist Asche, da sind Landmaschinen . . .
Das Teil sagt, da ist die Künstlerin, die hat mich getroffen und mit mir gesprochen. Das ist Kommunikation!
Annett Glöckner erhöht diese Alltagsgegenstände und verbindet sich mit dem ländlichen Leben, zeigt, daß sie
auf ihre Weise dazugehört.
Rosenwinkel, gemeinsame Ausstellung „Wintersession“, 2013
Prof. Bernhard Boës, Hochschule der Künste Berlin
Annett Glöckner arbeitet nicht für ein versnobtes Publikum.
Ihre Arbeiten sind engagiert, niemals platt, immer originell und überraschend in der Form, amüsant, bestürzend,
erwärmend und ein schlechtes Gewissen machend.
Ihre jetzt zwei Jahre zurückliegende Meisterschülerarbeit, in der sie unsentimal aber hautnah das Tagesproblem
einer Region und ihrer Bewohner in die Kunst geholt hat (ein Denkmal und ein Film), war einmalig in der HdK und
wird bald ein Klassiker sein.
Ihre Arbeiten wachsen am Problem und finden unerwartete passgenaue Formen dafür. Sie arbeitet nicht am feinen
Geschmack, sie arbeitet an der Wahrheit.
Berlin, 20. Oktober 1994, Gutachten
Jens Kanitz, Bildender Künstler
Die Arbeit von Annett Glöckner, das Gesamtpotential, ist unmittelbar, unverstellt, direkt.
Und als Betrachter sowohl der Objekte als auch der Bühnenarbeit werde ich verlockt zu meiner eigenen
Ursprünglichkeit. Das ist manchmal unbequem.
Neuruppin, 2008
Walter Aue, Schriftsteller
. . . So entdeckte ich im Garten des Gantikower „Lügenmuseums“ einen Pavillon, der mit alten hölzernen
Fundstücken gefüllt war, auf denen zu meiner Überraschung mit weißer Farbe eine Geschichte geschrieben war.
Eine Kunst, eine Literatur, die ich noch niemals gesehen hatte! Und vor Aufregung vergaß ich, sie zu lesen.
Mir genügte ihr Aussehen. Ihre Idee. Unter den beschriebenen Gegenständen ein alter Hocker, unbekannte kisten-
artige Behälter, aus morschen Holzbrettern provisorisch zusammengenagelte Kästen. Ihre vom Alter und Gebrauch
gezeichneten Oberflächen waren ein wohltuender, fast rührender Kontrast, zu der kleinen weißen Schrift von Annett
Glöckner, der Künstlerin, die die abgesonderten Findlinge gesammelt, zusammengefügt und schließlich geduldig
beschrieben hatte . . . in einer bewusst dilettantisch erscheinenden Schreibschrift dem Lesenden ins Bewusstsein
schreibt. Und das auf zwei verrußten eisenbeschlagenen Türen von Räucherkammern!
. . . Und Instetten „frostig wie ein Schneemann . . . nur mit Zigarre . . . als ob ihr Herz stillstände.“ Und Effi
Briest, seine junge Frau, verging vor Langeweile. Oder genauer: vor ungestilltem Lebenshunger. Hinter verschlossenen
Türen . . . „Es gibt kein Geschehen oder Ding, weder in der belebten noch in der unbelebten Natur, das nicht in
gewisser Weise an der Sprache teilhätte“, formulierte Walter Benjamin . . .
aus dem Text „Findlinge der Absonderung“, Strodehne, 10. September 2007