about

Martin Schönfeld, Kunstwissenschaftler, Büro für Kunst im öffentlichen Raum Berlin
Der Betrachter hat beim Blick auf ihre Werke und damit auch beim Lesen dieser Werke den Eindruck
einer kontinuierlichen Zwiesprache mit dem Umfeld der Künstlerin. . . . Eine solche Unmittelbarkeit
und Direktheit sind Kennzeichen ihres Schaffens. Ihre malerischen Notate erwecken den Eindruck,
den Begegnungen der Künstlerin mit ihrer Umwelt direkt beiwohnen zu können.
Annett Glöckner erschafft eine Kunst, die über das Gewöhnliche hinausstrebt. Sie überwindet Genres
und Methoden. Sie verbindet das Visuelle mit dem Kognitiven und spricht den Betrachter mehrsinnig an.
So bewegen sich viele ihrer Werke zwischen poetischer Malerei und gemalter Poesie. Aber dennoch stehen sie
mitten im Leben und verlieren sich nicht in Träumereien. Die Künstlerin spricht ihre Umwelt unvoreingenommen
und positiv an. So entstehen Werke, die in freudiger Offenheit der Lebensvielfalt begegnen.
Eine solche Lebensbejahung spricht aus den meisten ihrer Werke und lässt die Betrachtung zu einem
inspirierenden Impuls werden.
aus dem Vortrag „Kunst im öffentlichen Raum – Schwerpunkt partizipative und soziale Projekte“ am Kunstkiosk Neuruppin. gefördert von der
Fontanestadt Neuruppin. innerhalb der Ausstellung 30 Jahre Land – Erkundungen im weiten Raum. Kunstkiosk Neuruppin. 2025

 

Elena Dorn, Bildende Künstlerin, Kuratorin Sternschuppen Berlin
Partizipation ist ein zentrales Element ihrer Arbeitsweise: menschliche und nichtmenschliche
Akteure wie der Wind, das Wetter oder Pflanzen tragen gleichwertig zu ihren Arbeiten bei und
hinterlassen darin Spuren. Ebenso sind ihre oftmals gefundenen Materialien nicht nur Grundlage
ihrer Arbeiten, die bestückt werden mit ihrer Gedankenwelt, sondern dürfen auch als Material an
sich bestehen, roh, eigenständig, ambivalent. Ihre Text- und Bildarbeiten sind schlau und sensibel
und schaffen es auf unaufdringliche Art, zum Denken anzuregen.
aus dem Text zur Ausstellung Irgendwas mit Himmel. Sternschuppen, Pavillon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. 2025

 

Heidi Sill, Bildende Künstlerin und Vorstandsmitglied im Rat für die Künste Berlin
Ob Dichtung, Zeichnung, Skulptur, ob partizipative Werke oder in ihren Arbeiten im öffentlichen Raum . . .
in all
ihren Werken steht der Dialog, der Kontakt zur Natur, das Unterwegssein, die Suche und die Beobachtung
im
Mittelpunkt. Augenzwinkernd reicht sie uns eine Zauberformel gegen schlechte Gedanken und vermittelt uns
in
einem Text über die Narrenfreiheit Vorstellungen ihrer Werte. Immer humorvoll, spielerisch und leicht,
dennoch mit Tiefsinn. Ohne belehrend zu sein, zieht sie uns in ihren Bann und versucht die Welt ein wenig
besser machen. Ihre Arbeiten umarmen (uns, die Welt) und zeigen uns gleichzeitig Grenzen auf. Sie stellt
Fragen,
die unbeantwortet bleiben und regt die Betrachter damit zum Nachdenken an.
aus der Rede zur Eröffnung der Einzelausstellung Dialoge, im Kurt Tucholsky Literaturmuseum Rheinsberg. 2025

 

Cornelia Lambriev-Soost, Galeristin und Kuratorin, Galerie am Bollwerk Neuruppin
Gern verbindet Annett Glöckner Bilder, Text, Körper und Stimme miteinander, Vielseitigkeit ist
ihr Programm . . . An vielen Orten hat sie solo oder partizipativ Kunstwerke geschaffen – Texte auf
Giebelwänden, Fliesenwände freistehend im Park, Performanes an großen Steinen im Wald. Für „Landkultur“
befragte sie Einwohner nach ihren Lieblingsplätzen und hat dabei eigene neu gefunden.
in einer Reihe von kurzen Portraits 19 regionaler Künstler, im Ausmalbuch „Landkultur – Kunst am Anger für die Ortsteile von
Neuruppin“,
Träger: Fontanestadt Neuruppin, veröffentlicht Oktober 2022

 

Christamaria Ruch, Journalistin, MAZ Prignitz
„Mutter Natur spricht mit uns“, sagt sie. Wer genau auf die Fliesen schaut, entdeckt das kleine Ulmen-Megafon,
aus dem „Hallo“ schallt. Mit wenigen Worten meißelt sie Gedichte aufs Papier, umrahmt von Bäumen, durch
die der Wind zum Greifen nah pustet.
aus dem Artikel „Heike Kropius und Annett Glöckner werfen Fischernetze aus“, Märkische Allgemeine Zeitung, 17.7.2022,
zur gemeinsamen Ausstellung in der Kunststation Papenbruch

 

Bernd Atzenroth, Journalist, MAZ Prignitz
Sie trägt vor, spricht und gleitet fast nahtlos ins Singen über. Der Vortrag korrespondiert dabei mit
dem, was an den umgebenden Wänden zu sehen ist. Annett Glöckner verwandelte am Freitag ihre derzeit
in den Räumen der Kunstfreunde Pritzwalk laufende Ausstellung in ein sehr lebendiges Gesamtkunstwerk.
aus dem Artikel „Grenzgängerin zwischen den Ausdrucksformen“, Märkische Allgemeine Zeitung, 14.9.2020, zur Solo-Schau Lächeln unterwegs

 

Regine Buddeke, Journalistin, MAZ Ostprignitz-Ruppin
Bei Harry Potter war es ganz einfach: man hat die Erinnerung einfach mit dem Zauberstab direkt aus der Schläfe
gesaugt und in einen Flakon gefüllt. Gut verkorkt hielt die sich da Jahrhunderte. Dass es auch anders geht,
bewies die Aktionskünstlerin Annett Glöckner am Sonnabend im Neuruppiner WK III. Sie befragte die Passanten
einfach nach ihren Erinnerungen und schrieb sie auf. Beziehungsweise ließ aufschreiben. Bereit standen Tusche
und Tinte, Federkiele und Schreibfedern, Kalligrafie-Pinsel oder Fasermaler.
„Wir sprechen alle Leute an die vorbeikommen“, erklärt Glöckner. Manche wollen erst nichts sagen, sprudeln dann
aber förmlich vor Erinnerungen. Etwa über das Modderparadies für Kinder, das das WK III zu DDR-Zeiten einmal war.
Am Ende des Tages hängen Wäscheleinen voller Erinnerungen und flattern fröhlich im Wind.
aus dem Artikel „Kunstaktion mit Annett Glöckner“, Märkische Allgemeine Zeitung, 24.9.2017.
Ich erinnere mich an. innerhalb des Projekts und der Ausstellung DURCH_EINANDER, Stadtdialog Neuruppin, Museum Neuruppin

 

Bauer + Möhring, Ankündigung Performance
Die Meisterschülerin der Hochschule der Künste zog 1995 in die Prignitz. In ihrer Performance schildert
Annett Glöckner ihr Leben als Künstlerin auf dem Lande. Sie erzählt von einsamen, witzigen, haarsträubenden
und spirituellen Erfahrungen inmitten Mutter Natur, von Selbstermutigung und dem Anstiften von Schabernack
unter den Landbewohnern.
Apostel-Paulus-Kirche Berlin, Performance Mein roter Faden, mit Rajko Schlee – Flamenco- und E-Gitarre, September 2014

 

Jost Löber, Bildender Künstler
Die (Objekte) sind Streetart auf dem Lande für mich. Da sind Äcker, Felder, Bäume und auch ein rostiges Teil.
Die Teile erzählen von ihrer Herkunft – da ist ein Ofen, da ist Asche, da sind Landmaschinen . . .
Das Teil sagt, da ist die Künstlerin, die hat mich getroffen und mit mir gesprochen. Das ist Kommunikation!
Annett Glöckner erhöht diese Alltagsgegenstände und verbindet sich mit dem ländlichen Leben, zeigt, daß sie
auf ihre Weise dazugehört.
Rosenwinkel, gemeinsame Ausstellung „Wintersession“, 2013

 

Prof. Bernhard Boës, Hochschule der Künste Berlin
Annett Glöckner arbeitet nicht für ein versnobtes Publikum.
Ihre Arbeiten sind engagiert, niemals platt, immer originell und überraschend in der Form, amüsant, bestürzend,
erwärmend und ein schlechtes Gewissen machend.
Ihre jetzt zwei Jahre zurückliegende Meisterschülerarbeit, in der sie unsentimal aber hautnah das Tagesproblem
einer Region und ihrer Bewohner in die Kunst geholt hat (ein Denkmal und ein Film), war einmalig in der HdK und
wird bald ein Klassiker sein.
Ihre Arbeiten wachsen am Problem und finden unerwartete passgenaue Formen dafür. Sie arbeitet nicht am feinen
Geschmack, sie arbeitet an der Wahrheit.

Berlin, 20. Oktober 1994, Gutachten für eine Bewerbung. Es geht um die Wortskulptur Lacoma, die seit 1993 in der Lausitz bei Drebkau steht,
geschaffen mithilfe der LAUBAG und den Männern einer Baggerbrigade.

 

Jens Kanitz, Bildender Künstler
Die Arbeit von Annett Glöckner, das Gesamtpotential, ist unmittelbar, unverstellt, direkt.
Und als Betrachter sowohl der Objekte als auch der Bühnenarbeit werde ich verlockt zu meiner eigenen
Ursprünglichkeit.
Das ist manchmal unbequem.
Neuruppin, 2008

 

Walter Aue, Schriftsteller
. . . So entdeckte ich im Garten des Gantikower „Lügenmuseums“ einen Pavillon, der mit alten hölzernen
Fundstücken gefüllt war, auf denen zu meiner Überraschung mit weißer Farbe eine Geschichte geschrieben war.
Eine Kunst, eine Literatur, die ich noch niemals gesehen hatte! Und vor Aufregung vergaß ich, sie zu lesen.
Mir genügte ihr Aussehen. Ihre Idee. Unter den beschriebenen Gegenständen ein alter Hocker, unbekannte kisten-
artige Behälter, aus morschen Holzbrettern provisorisch zusammengenagelte Kästen. Ihre vom Alter und Gebrauch
gezeichneten Oberflächen waren ein wohltuender, fast rührender Kontrast, zu der kleinen weißen Schrift von Annett
Glöckner, der Künstlerin, die die abgesonderten Findlinge gesammelt, zusammengefügt und schließlich geduldig
beschrieben hatte . . . i
n einer bewusst dilettantisch erscheinenden Schreibschrift dem Lesenden ins Bewusstsein
schreibt. Und das auf zwei verrußten eisenbeschlagenen Türen von Räucherkammern!
. . . Und Instetten „frostig wie ein Schneemann . . . nur mit Zigarre . . . als ob ihr Herz stillstände.“ Und Effi
Briest, seine junge Frau, verging vor Langeweile. Oder genauer: vor ungestilltem Lebenshunger. Hinter verschlossenen
Türen . . .
Es gibt kein Geschehen oder Ding, weder in der belebten noch in der unbelebten Natur, das nicht in
gewisser Weise an der Sprache teilhätte“, formulierte Walter Benjamin . . .
aus dem Text „Findlinge der Absonderung“, Strodehne, 10. September 2007